Piratenselbstverständnis?
Verfasst: Mi Feb 04, 2015 2:04 pm
Dieser Diskussionsstrang entstammt dem Piratenforum. Er entstand anlässlich einer Debatte um eine neues Sozialprofil für die Piratenpartei, jenseites vom BGE. Leider werden die Beiträge dort nach 90 Tagen gelöscht, so dass sich ein Verlinken erübrigt.
Schokolade hat geschrieben: Die Piratenpartei verfolgte eine Reihe von meines Erachtens zukunftsweisenden Ansätzen. Vielfach geht es nicht um gut oder schlecht, richtig oder falsch, sondern um zeitgemäß und rückständig.
So hat das Patentrecht als Investitionsschutz möglicherweise lange Zeit die Entwicklung der Wissenschaft und Technik gefördert. Heute jedoch lähmt es die gesellschaftliche Entwicklung. Darum muss es weg.
Parteien und Parlamente haben lange Zeit die gesellschaftlichen Belange innerhalb der Nationalstaaten geregelt. Das Ende der Klassengesellschaft so wie die informelle und interaktive Vernetzung der Menschen untereinander enthebt uns der Notwendigkeit, Vertretungen für unsere Belange zu wählen. Die Piratenpartei steht für neue Möglichkeiten der Entscheidungsfindung jenseits von Parteiengezänk und Hinterzimmerpolitik. Die Piratenpartei ist ihrem Selbstverständnis nach eine Antipartei.
Die Nationalstaaten haben über Jahrzehnte eine kontinuierliche Entwicklung der Wirtschaft und des sozialen Lebens der auf dem geografischen Raum den sie umschlossen lebenden Menschen gefördert. Die Globalisierung beendet die nationalstaatliche Organisation der Weltgemeinschaft, deren Grundlage Konkurrenz und Misstrauen (- Staaten haben keine Freunde, sondern nur Interessen -), und erzwingt globale Organisationsformen, die sich an Kooperation und gemeinsamer Verantwortung orientieren. Auch diese Entwicklung wird von der Piratenpartei unterstützt, da sie sich laut ihren Grundsätzen als globale Bewegung betrachtet.
Die "Erwerbsarbeit" war lange Zeit Quelle des gesellschaftlichen Reichtums. Nichts drückt das besser aus als der Begriff "Gastarbeiter". Aber seit gut 4 Jahrzehnten kämpfen die nationalen Gesellschaften weltweit mit dem "Problem" der Erwerbsarbeitslosigkeit.
Angesichts von 3-D-Druckern, voll automatisierten Produktionsstraßen, sich selbst reproduzierender Maschinen, Roboter, GPS-Steuerung usw. gibt es kein zurück mehr in die "Arbeiterromantik" des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit der Arbeiterklasse wird das "Lob der Arbeit" begraben. Heute muss nicht mehr erwerbsgearbeitet werden, um zu leben, sondern heute leben die Menschen, um zu "interessengeleitet" zu arbeiten". Das BGE ist ein notwendiger Schritt um diesen realen Wechsel in der ökonomischen Struktur der Gesellschaft politisch zu gestalten.
Meinen Überlegungen zufolge sollte "unser" (der Piraten) Ziel sein, oder wäre "unsere" (der Piraten) einzige historische Berechtigung, dass wir unseren Mitmenschen diese eklatanten Veränderungen verklickern und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für ein fruchtbares und friedliches globales Miteinander aufzeigen. Irgendwelchen wirklichen oder vermeintlichen Massen hinterher zu jagen sollten wir anderen Parteien überlassen.
Frithjof