Wie war es in den 70ern?
Verfasst: Fr Dez 08, 2006 2:59 pm
Lieber Lazarus!
Sehen wir einmal vom Elend und Versklavung der 3.Welt ab (Militärdikaturen in Südafrika, ganz Lateinamerika, Asien, sogar "West"europa: Griechenland, Portugal, Spanien; Vietnamkrieg...)
hatten wir im Wirtschaftswunder (ost+west!) schon mal "paradiesische" Zeiten. Die Existenz war kaum ein Problem. Man fand jederzeit eine Arbeit und wenn man auf Konsum verzichtete, konnte man mit wenig Arbeit gut über die Runden kommen, oder ein paar Monate ordentlich reinklotzen und mit dem Verdienst und ein paar Leuten nach Indien fahren usw usf. Bafög war damals kein Kredit, sondern eine Art BGE, sogar schon für Schüler, die sich von zu Hause unabhängig machten.
In dieser Zeit blühte u.a. die alternativen Lebensformen, neben Kommunen, die später Wohngemeinschaften hießen, entstanden Handwerkskollektive und auf dem Land die Landkommunen. Einige dieser neuartigen "Betriebe" haben die Epoche überlegt und existieren heute als größere Unternehmen oder z.B. Bio-Höfe.
Viele Künstler, Musiker, Schriftsteller, Schauspieler konnten ohne Existenzsorgen leben, erhielten von der Stadt vielleicht einen alten Wasserturm, eine Scheune, Mühlen, Burgen usw. Es entstanden sogar "Künstlerkollonien".
Interessanterweise gab es damals auch schon die "faulen", d.h. Menschen die nichts auf die Reihe kriegten und von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld lebten. Das waren aber sehr wenige und sie wurden von der "modernen" Soziologie, den Sozialarbeitern, Psychologen usw als "Problemfälle" angesehen. Also auch die Frage, ob denn am Ende keiner mehr "arbeitet" findet hier schon ein praktische Antwort.
Die Grundlage dieser Epoche war eben die abgesicherte Existenz für mehr oder weniger jeden. Einzelne Problemfälle konnten vom "optimistischen" Umfeld aufgefangen werden. Wer Kohle hatte (z.B. Lehrer) mußte nicht mit einem Schrecken ohne Ende rechnen, wenn mal ein "Bedürftiger" bei ihm wohnte. Sicher wäre noch viel mehr möglich gewesen aber im Vergleich zu heute müßte eigentlich nicht nur mir der Kontrast ins Auge springen. Sonnenklar ist, daß ein Bedingungsloses Grundeinkommen genau da weitermachen würde wo damals abruppt (ab 1980 Weltwirtschaftskrise) aufgehört wurde.
Kurzum: Um sich diese "neue" Gesellschaft vorzustellen, reicht eben auch die Erforschung von dem was mal da war. Filme, Bücher, Zeitzeugen usw.
Überschattet wurde diese Zeit allerdings durch das oben Ausgeklammerte, durch die Lage auf dem Globus insgesamt. Es war vielen jungen Menschen gar nicht möglich in "Frieden" auf einer Landkommune zu leben und gleichzeitig den Horror im Fernsehen oder in "eigenen" Medien (damals drang nur wenig in die öffentlichen Medien) zu verfolgen. Nichtzuletzt gab es z.B. in Berlin größere Lateinamerika-Komitees, in denen viele Emmigraten organisiert waren und fortlaufend aus ihrer Heimat über Mord- und Todschlag berichteten.
Die damalige Mehrheitsgesellschaft -nicht nur in Deutschland- war mit dem Weltzustand zufrieden und der Horror wurde nichtzuletzt ja von den damaligen Volksvertretern aktiv unterstützt (Vietnamkrieg).
Diese Umstände führten zwangsläufig bei vielen Menschen zu der Erkenntnis, daß dieses "Wirtschaftswunder" einen hohen Preis hatte. Eventuell ist dies auch der Grund, weshalb wir im Zusammenhang mit unsrem heutigen BGE fast nichts über die damalige Zeit erfahren.
liebe Grüße
Perestroika
Leider scheinen nur wenige "ältere" Menschen, welche die 70er Jahre durchlebt haben, sich an diese Zeit erinnern zu wollen. Man kann aber sagen: alles schon mal dagewesen!Würde ein Grundeinkommen die Bildung von Wohngemeinschaften oder sogar Kommunen fördern?
Sehen wir einmal vom Elend und Versklavung der 3.Welt ab (Militärdikaturen in Südafrika, ganz Lateinamerika, Asien, sogar "West"europa: Griechenland, Portugal, Spanien; Vietnamkrieg...)
hatten wir im Wirtschaftswunder (ost+west!) schon mal "paradiesische" Zeiten. Die Existenz war kaum ein Problem. Man fand jederzeit eine Arbeit und wenn man auf Konsum verzichtete, konnte man mit wenig Arbeit gut über die Runden kommen, oder ein paar Monate ordentlich reinklotzen und mit dem Verdienst und ein paar Leuten nach Indien fahren usw usf. Bafög war damals kein Kredit, sondern eine Art BGE, sogar schon für Schüler, die sich von zu Hause unabhängig machten.
In dieser Zeit blühte u.a. die alternativen Lebensformen, neben Kommunen, die später Wohngemeinschaften hießen, entstanden Handwerkskollektive und auf dem Land die Landkommunen. Einige dieser neuartigen "Betriebe" haben die Epoche überlegt und existieren heute als größere Unternehmen oder z.B. Bio-Höfe.
Viele Künstler, Musiker, Schriftsteller, Schauspieler konnten ohne Existenzsorgen leben, erhielten von der Stadt vielleicht einen alten Wasserturm, eine Scheune, Mühlen, Burgen usw. Es entstanden sogar "Künstlerkollonien".
Interessanterweise gab es damals auch schon die "faulen", d.h. Menschen die nichts auf die Reihe kriegten und von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld lebten. Das waren aber sehr wenige und sie wurden von der "modernen" Soziologie, den Sozialarbeitern, Psychologen usw als "Problemfälle" angesehen. Also auch die Frage, ob denn am Ende keiner mehr "arbeitet" findet hier schon ein praktische Antwort.
Die Grundlage dieser Epoche war eben die abgesicherte Existenz für mehr oder weniger jeden. Einzelne Problemfälle konnten vom "optimistischen" Umfeld aufgefangen werden. Wer Kohle hatte (z.B. Lehrer) mußte nicht mit einem Schrecken ohne Ende rechnen, wenn mal ein "Bedürftiger" bei ihm wohnte. Sicher wäre noch viel mehr möglich gewesen aber im Vergleich zu heute müßte eigentlich nicht nur mir der Kontrast ins Auge springen. Sonnenklar ist, daß ein Bedingungsloses Grundeinkommen genau da weitermachen würde wo damals abruppt (ab 1980 Weltwirtschaftskrise) aufgehört wurde.
Kurzum: Um sich diese "neue" Gesellschaft vorzustellen, reicht eben auch die Erforschung von dem was mal da war. Filme, Bücher, Zeitzeugen usw.
Überschattet wurde diese Zeit allerdings durch das oben Ausgeklammerte, durch die Lage auf dem Globus insgesamt. Es war vielen jungen Menschen gar nicht möglich in "Frieden" auf einer Landkommune zu leben und gleichzeitig den Horror im Fernsehen oder in "eigenen" Medien (damals drang nur wenig in die öffentlichen Medien) zu verfolgen. Nichtzuletzt gab es z.B. in Berlin größere Lateinamerika-Komitees, in denen viele Emmigraten organisiert waren und fortlaufend aus ihrer Heimat über Mord- und Todschlag berichteten.
Die damalige Mehrheitsgesellschaft -nicht nur in Deutschland- war mit dem Weltzustand zufrieden und der Horror wurde nichtzuletzt ja von den damaligen Volksvertretern aktiv unterstützt (Vietnamkrieg).
Diese Umstände führten zwangsläufig bei vielen Menschen zu der Erkenntnis, daß dieses "Wirtschaftswunder" einen hohen Preis hatte. Eventuell ist dies auch der Grund, weshalb wir im Zusammenhang mit unsrem heutigen BGE fast nichts über die damalige Zeit erfahren.
liebe Grüße
Perestroika